Kinderwunsch

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Das Spermiogramm

Das Spermiogramm ist die Untersuchung des männlichen Ejakulates auf seine Bestandteile. Zuerst wird der Nachweis geführt, ob überhaupt Spermien vorhanden sind und ob sie tot oder lebend sind. In letzterem Fall interessiert, ob sie beweglich oder unbeweglich sind. Wesentliche Kriterien nach der WHO sind dann:

  • die Anzahl der Spermien
  • die Form der Spermien
  • die Beweglichkeit der Spermien

Für alle Patienten, die sich aus gegebenem Anlaß mit dem Fachchinesisch der Medizin plagen, sind hier einige der häufigsten Begriffe und die dazugehörigen Werte aufgeführt.
Wir erheben damit keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sehen darin aber eine brauchbare Orientierungsmöglichkeit. Verbesserungsvorschläge sind jederzeit willkommen.
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Aktuell führen wir keine Spermiogramme durch.

Andrologische Begriffe und Werte

Das Spermiogramm: Normalwerte + Begriffe nach WHO (1999)

Ejakulatvolumen ? 2 ml
Spermienkonzentration ? 20 Mio. Spermatozoen / ml
Gesamte Spermienzahl ? 40 Mio. pro Ejakulat
pH > 7.2 – 7.8
Morphologie ? 15% normal geformte Spermatozoen
Vitalität ? 50% vitale Spermien
Leukocyten < 1 Mio./ml
alpha-Glucosidase ? 11 mU / Ejakulat
Zitrat ? 52 ymol / Ejakulat oder 2.5 – 8.0 mg/ml
Saure Phosphatase ? 200 ymol / Ejakulat
Fruktose ? 13 ymol / Ejakulat oder 1000 – 5000 yg/ml
Zink ? 2.4 ymol / Ejakulat
Motilität (Gruppe a,b, c,d) > 25% schnelle progressive Motilität (a)
> 25% langsame progressive Motilität (b)
c = nicht progresive bewegliche Spermien
d = unbewegliche Spermien
Normozoospermie Normale Ejakulatbefunde
Oligozoospermie Spermienanzahl < 20 Mio. /ml
Multisemie > 6ml Volumen
Kryptozoospermie Spermienzahl < 1 Mio. / Ejakulat
Asthenozoospermie < 50% Spermatozoen progressiv
< 25% schnell progressiv
Teratozoospermie < 15% normal geformte Spermien
OAT Oligo-Astheno-Zoospermie
Globozoospermie Spermien mit kugelrunden Köpfen. Es fehlt das Akrosom.
Azoospermie Keine Spermatozoen nachweisbar
Parvisemie Ejakulatvolumen < 2ml
Aspermie Kein Ejakulat

Praktische Hinweise für die Spermiogrammuntersuchung

  • 3 Tage vor dem geplanten Abgabetermin keine sexuellen Aktivitäten
  • vor dem Samenerguß den Penis nur mit Wasser (keine Seife) waschen
  • zwischen Samenerguß und Abgabe in der Praxis sollten nicht mehr als 45 Minuten liegen
  • Samenerguß direkt in ein steriles Gefäß. Nicht in ein Kondom oder auf die Bauchhaut ejakulieren

Unser Wörterbuch rund um die Andrologie

Akrosom
Im Kopf des Spermiums gelegene Ansammlung von verschiedenen Enzymen und das genetische Material.

Alpha-Glukosidase
Marker zur Bestimmung der Nebenhodenfunktion.
Ist der Wert nicht messbar oder stark erniedrigt, liegt der hochgradige Verdacht auf einen bds. Nebenhodenverschluß oder einen Verschluß des Samenleiters vor, insbesondere dann, wenn der FSH-Spiegel und das Hodenvolumen normal sind.
Andere Werte sind das L-Carnitin und das Glycerophosphocholin die für die Testung der Nebenhodenfunktion bestimmt werden können.

EOSIN-Test
dient der Unterscheidung zwischen toten und vitalen Spermien.
Da tote Spermien eine defekte Plasmamembran besitzen nehmen sie den Farbstoff Eosin auf und lassen sich anfärben.
Normwert: > 50 % vitale Spermien

FSH (Follikel-stimulierendes Hormon)
In der Hypophyse (Hirnanhangsdrüse) gebildetes Hormon, welches Auskunft über den Zustand der Spermiogenese gibt. Wird als sog. Gonadotropin bezeichnet. Die Produktion + Freisetzung erfolgt in der Hypophyse, die wiederum der Steuerung durch den Hypothalamus unterliegt und dem Feed-Back-Mechanismus des Hodens.
Die Wirkung von FSH erfolgt an den Zellen des Keimepithels des Hodens.
D.h. ohne FSH gibt es keine Spermatogenese.
Normwert: < 6 U / L Normales FSH und eine Azoospermie deuten auf einen Verschluß der ableitenden Samenwege in Nebenhoden, Samenleiter, Samenblasen hin.
Erhöhtes FSH Primäre Störung der Spermatogenese im Hoden. Je höher der Wert, um so weniger Keimzellen sind in den Samenkanälchen.
Klassische Beispiele sind der M. Klinefelter oder das Sertoly-Cell-Only-Syndrom.
Erniedrigtes FSH Ursache der Störung liegt im Hypothalamus oder der Hypophyse.

Fruktose
Wird in den Samenblasen gebildet und deuten bei einem erniedrigten Wert auf eine Funktionsstörung in den Samenblasen bzw. einen Verschluß der Ausführungsgänge der Samenblasen den sog. Ductus ejaculatorii hin.

Gonadotropin
In der Hypophyse freigesetzte Steuerungshormone wie LH und FSH. Werden pulsatil ausgeschüttet.

Gynäkomastie
Vergrößerung von Brustwarze, Warzenhof und Drüsenkörper. Kann einseitig oder beidseitig auftreten. Es existieren verschiedene Klassifikationen. Tanner:

HOS-Test
Dient der Unterscheidung toter und vitaler Spermien. 10 yl Spermien werden in eine hypoosmotische Lösung verbracht und schwellen aufgrund ihrer semipermeablen Plasmamembran an, was zur typischen Spermien-Schwanzverformung führt.
Normwert: > 60% der Spermien sind vital.

Hypogonadismus
Unterfunktion des Hodens. Es wird zwischen einem primären (Ursache liegt im Hodengewebe) und einem sekundären Hypo- gonadismus (Ursache liegt in den Hirnregionen, welche für die Funktion der Hoden zuständig sind, also im Hypothalamus und – oder der Hypophyse) unterschieden.
Der primäre Hypogonadismus ist durch eine hohe Konzentration von denen im Gehirn produzierten Steuerungsstoffen ,den Gonadotropinen (LH, FSH) gekennzeichnet und einem niedrigen Testosteronspiegel (des hauptsächlich im Hoden produzierten männl. Sexualhormons). Aufgrund der hohen Gonadotropine wird hier auch von einem hypergonadotropen Hypogonadismus gesprochen. Typisches Beispiel ist der Morbus Klinefelter.
Der sekundäre Hypogonadismus ist das Gegenteil. Der eigentlich intakte Hoden erhält keine Anreize durch verminderte oder eine ganz erloschene Gonadotropinfreisetzung aus der Hypophyse. Es wird aufgrund der niedrigen Gonadotropine von einem hypogonadotropen Hypogonadismus gesprochen.
Typische Beispiele: der Idiopathische hypogonadotrope Hypogonadismus, das Kallmann-Syndrom, Prader-Labhardt-Willi-Syndrom.

IHH (Idiopathischer hypogonadotroper Hypogonadismus)
Störung des Hypothalamus mit ausbleibender oder verminderter Freisetzung von GnRH (Gonadotropin-releasing-Hormon). Somit erhält die Hypophyse keine ausreichende Aktivierung für die FSH und LH-Ausschüttung mit der Folge einer Störung bzw. des Verlustes der Spermiogenese und der Testosteronproduktion in den Hoden.
s. auch Kallmann-Syndrom

IMMOTILE-CILIA-SYNDROM
Immotitlität der Spermien durch fehlende Dyneinarme am Axon. Kombiniert mit Fehlfunktion der bronchialen Cilien.
Liegt gleichzeitig (50%) ein Situs inversus vor spricht man von einem Kartagener-Syndrom.

Inhibin B
Hormonwert zur Beurteilung der Spermatogenese Normwert (130 – 400 ng/l) Wird direkt in den Sertoli-Zellen des Hodens gebildet und gibt ähnlich wie das FSH Auskunft über den Zustand der Spermienproduktion in den Hoden, kann allerdings bei Azoospermie keinen Anhalt für das Vorhandensein von Spermien in Hodenbiopsien vorhersagen.
Unterliegt der circadianen Rhythmik mit Höchstwerten morgens und Tiefstwerten am Nachmittag.

HYPOPHYSE
Hirmanhangsdrüse und hocheffiziente Steuereinheit im ges. Hormonhaushalt des Menschen. In diesem Zusammhang hier vor allem durch die Produktion und Freisetzung von LH und FSH wichtig.
Bei Störungen oder Verlust der Hypophyse zB. durch einen Tumor kommt es als Folge zu einem sekundären Hypogonadismus.

Kallmann-Syndrom
entspricht dem idiopathischen hypogonadotropem Hypogonadismus (fehlende Produktion der GnRH im Hypothalamus) mit zusätzlichem Verlust des Geruchsinnes.
Die Patienten zeigen meist eine typische Veränderung in Form verlängerter Armspannweite, gerader Stirnhaargrenze, gerader Schamhaargrenze, kleiner Hoden, eines kleinen Penis. Sie sind azoosperm und weisen stark erniedrigte Testosteron, LH, FSH und Estradiol-Werte auf.

KARTAGENER-SYNDROM
Kombination des Immotile-Cilia-Syndroms mit einem Situs-Inversus.

KRYOKONSERVIERUNG
Tieffrieren. In diesem Zusammenhang ist damit das Einfrieren von Sperma oder Gewebeproben des Hodens gemeint. Üblicherweise vor Hodentumor-OP, Operationen im kleinen Becken bei bestehendem Kinderwunsch, Chemotherapie oder unklarer fortschreitender Fruchtbarkeitseinschränkung.
WO? Die meisten Fertility-Center, Bundeswehr-Khs.
KOSTEN? ca. 250 – 300 € / Jahr

MAR-Test:
(Mixed Antiglobulin Reaction Test). Dient dem Nachweis von Spermienantikörpern auf der Spermienoberfläche, die wiederum zur Verklumpung oder Bewegunsbeeinträchtigung der Spermien führen können.
10 yl frisches Sperma wird mit IgG beschichteten Latexpartikeln und einem Antiserum gegen IgG vermischt. Bei Vorhandensein von Antikörpern auf den Spermien werden diese an die Latexpartikel gebunden.
Mehr als 10% agglutinierter Spermien gelten als pathologisch.
Sind mehr als 50% der Spermien antikörperbelastet ist die Fertilität dtl. reduziert und die Diagnose immunologische Infertilität gestellt. Falls sich auffällige Befunde ergeben, sollte der Test aufgrund seiner Variabilität mehrfach durchgeführt werden.

MEGALOTESTIS:
Hodenvolumen > 30 ml

MESA:
Mikrochirurgische-Epidiymale-Spermatocyten-Aspiration. Über eine feine Kanüle wird aus dem Nebenhoden Flüssigkeit zur Spermiengewinnung entnommen. Wird bei obstruktiver Azoospermie zB. YOUNG-Syndrom vorgenommen.
Kleiner amb. Eingriff in Vollnarkose. siehe TESE.

MIKRO-TESE:
Mikrochirurgische Gewebeentnahme am Hoden siehe TESE.
Wird bei kleinvolumigen oder geschädigten Hoden eingesetzt um die best-möglichste Schonung des Restgewebes zu gewährleisten.
Risiken wie bei TESE.

NOONAN-SYNDROM:
Genetisch bedingte Wachstumsstörung durch Veränderungen auf dem langen Arm von Chromosom 12, Lokalisation des Protein SHP-2 als Regulator für das Wachstum. Aut.-dom. über die Mütter vererbt, da Männer meist infertil sind. Multiple Organfehler zB. Herz, Knochen. Bei Jungen häufiger Kryptorchismus, Infertilität, Kleinwuchs und Mikrogenitale. In 50% kognitive Schwächen. Auch als “Male Ulrich-Turner-Syndrom“ bezeichnet.
Häufigkeit 1:500 bis 1:5000.

Pasqualini-Syndrom:
Hypophysäre Störung mit isolierter Sekretionsstörung von LH. Es finden sich also normale FSH- und erniedrigte LH- und Testosteron-Spiegel.

pH:
Indikator für eine Infektion der Samenflüssigkeit wenn der Wert > 8 ist.
Ein Wert < 7.2 ist ein Hinweis für einen Verschluß der Samenleiter, Nebenhoden oder der Samenblasen.
Normwert 7.2 – 8.0

Prader-Lanhardt-Willi-Syndrom:
1956 erstmals beschriebene Form eines hypogonadotropen Hypogonadismus. Väterlich vererbter Defekt auf dem Chromosom 15 mit Schäden am Hoden und im Hypothalamus.

Reanastomisierung:
In diesem Zusammenhang ist die Wiederherstellung der Samenleiterenden nach vorangegeangener Durchtrennung zB. nach Sterilisation gemeint.

Sperm-Filter:
Glasfiberfilter der zur Trennung rasch beweglicher und langsam beweglicher Spermien eingesetzt wird.

TESE:
Testikuläre Spermienextraktion. Entnahme von Gewebeproben aus dem Hoden zur Gewinnung von Spermien zur ICSI-Therapie bei obstruktiver Azoospermie. Überschaubarer amb. – operativer Eingriff in Lokal-oder Vollnarkose. Sinnvoll ist die direkte intraoperative Analyse der Probe(n).
Die Proben werden kryokonserviert (tiefgefroren) und sind über Jahrzehnte hinweg verwendbar.
Spezifische Risiken:

  • Hodenschrumpfung (Atrophie) ein oder beidseits. 1%
  • Kompletter Verlust des Hodens (gestörte oder aufgehobene art. Durchblutung). 0,1%
  • Testosteronsenke (Absinken des männl. Sexualhormons) 10%

Tubulo-Vasostomie:
Begriff aus der mikrochirurgischen Wiederherstellung der Samenwege bzw. ihrer Durchgängigkeit. Es bedeutet, das der Samenleiter mit dem Nebenhoden verbunden (reanastomosiert) wird.
Grund ist zB. eine vorangegangene Sterilisation, die rückgängig gemacht werden soll. Diese OP-Variante wird zB. gewählt, wenn nach vorangegangener Sterilisation keine Spermien mehr im nebenhodennahen Samenleiterstumpf intraoperativ nachweisbar sind.

TURNER-SYNROM:
rein weibl. vorkommender Chromosomendefekt im Rahmen der Meiose. Auch als Monosomie bezeichnet. Es fehlt entweder ein X Chromosom oder es liegt eine Degeneration eines X Chromosoms vor.
Ähnelt in den Mißbildungen sehr dem NOONAN-Syndrom. Kleinwuchs, Pterygium colli, strangförmige Gonaden etc.

Vaso-Vasostomie:
Begriff aus der mikrochirurgischen Wiederherstellung der Samenleiterdurchgängigkeit, wo beide Enden des Samenleiters miteinander End-zu-End verbunden werden.

WHO:
World-Health-Organisation = Welt-Gesundheitsorganisation

YOUNG-SYNDROM:
obstruktive Azoospermie mit gehäuften Bronchitiden / Sinusitiden. Verschluß des Nebenhodens durch zähen Schleim. Normale Spermiogenese. Keine CTFR-Gen-Mutation nachweisbar. Pankreas und Schweißdrüsenfunktion oB. Therapie: MESA. Epididymovasostomie oder ICSI. Vorkommen: keine exakten Zahlen, da sehr selten.

Zink, Citrat und saure Prostataphosphatase:
Geben Hinweise auf die Prostatafunktion.